5 Pharmazeuten und 10 pharmazeutisch-kaufmännische Assistentinnen arbeiten in Oberpullendorf / Fotos (3): Szczepanski
Junger Pharmazeut steigt in Betrieb ein
Dr. Clemens Szczepanski beginnt in der Apotheke seines Vaters in Oberpullendorf zu arbeiten. Nach fünf Jahren soll er die Leitung des Hauses übernehmen. Vater und Sohn sprechen über die Herausforderungen in der Branche.
Nach dem Studium in Budapest, das Clemens Szczepanski mit Auszeichnung in Mindeststudienzeit abgeschlossen hat, steht er seit Kurzem in der „Apotheke zum Mohren“ in Oberpullendorf und unterstützt den Vater in pharmazeutischen und organisatorischen Belangen. Fünf Jahre Praxis braucht er, um die Apotheke übernehmen zu dürfen. Der Zeitpunkt seines Einstiegs fällt in eine für die klassischen Apotheken wirtschaftlich schwierige Phase. Neue Vertriebslinien, Sparmaßnahmen im Gesundheitssektor und strenge Regulierungen erfordern richtiges und engagiertes Handeln. Für BURGENLAND MITTE nehmen der Chef Mag. Alfred Szczepanski und sein Sohn Dr. Clemens Szczepanski Stellung über Konkurrenz und Erfolgsmodelle in der Apothekenszene.
Schwieriges Umfeld
Alfred S.: „Medikamentenbestellungen im Internet sind eine wirtschaftliche Herausforderung für klassische Apotheken. Große internationale Konzerne verkaufen mit aggressiver Preispolitik. Meine Bedenken: Viel Geld geht ins Ausland. Und beim Überhandnehmen der Online-Geschäfte wird in der Branche die Beratung nicht mehr zu finanzieren sein.“
Clemens S.: „Dabei ersetzt uns als Apotheke das Internet nicht. Im Gegenteil, Google und Internet machen uns noch notwendiger. Wir müssen nämlich den Patienten helfen, die große Menge an Informationen aus dem Computer, unter denen oft gegenteilige Aussagen sind, richtig einzuordnen.“
Alfred S.: „Wir haben investiert und modernisiert. Unser Online-Shop läuft gut, wir verzeichnen laufend Steigerungen. Gut angenommen wird auch unser Angebot, sich per Mail oder am Telefon beraten zu lassen oder Tipps zu holen. Eine Online-Apotheke mit Beratung.“
Service und Beratung sind gefragt
Alfred S.: „Mit unseren fünf Pharmazeuten können wir ein umfassendes Service bieten. Jeder Pharmazeut hat bei uns im Unternehmen einen Schwerpunkt. So können untereinander Informationen ausgetauscht und die Kunden mit viel Fachwissen gezielt beraten werden.“
Clemens S.: „Im Moment beschäftige ich mich besonders mit der Hanfpflanze. Cannabis ist zum Beispiel nicht nur ein verbotenes Rauschmittel, sondern gewinnt auch im Gesundheitswesen immer mehr an Bedeutung. Cannabis-Präparate ohne psychoaktive Wirkstoffe sind sogar rezeptfrei. Hier muss man aber wissen, wann man es anwenden kann und wann nicht. Generell gilt: Es kann chronisch Kranken bei Schmerzen helfen und beruhigend wirken.“
Arzneimittelversorgung vor Ort
Clemens S.: „Das Thema Medikationsmanagement wird an Bedeutung gewinnen. Was wir für unsere Stammkunden schon jetzt praktizieren: Bereits jetzt klären wir unsere Patienten und Kunden über die Nebenwirkungen und Wechselwirkungen bei der gleichzeitigen Einnahme von mehreren Medikamenten auf. Und informieren über Alternativen. Natürlich in Absprache mit den behandelnden Ärzten.“
Alfred S.: „Unsere Philosophie wird auch in Zukunft die sein, die seit der Gründung unseres Hauses vor 134 Jahren gilt: Arzneimittelversorgung auf höchstem Niveau mit kompetenter und persönlicher Beratung.“
Clemens S.: „Die Zukunft kann vieles bringen. Es könnte sein, dass wir die Hausärzte und die Krankenhausambulatorien bei der Erstversorgung entlasten. Bei Bagatellerkrankungen zum Beispiel, um Maßnahmen oder Medikamente zu empfehlen oder zum Hausarzt weiterzuleiten. Auch könnten wir künftig in der Apotheke vielleicht noch mehr Screenings und Vorsorgetests durchführen. Flexibilität wird jedenfalls gefragt sein.“
Vater und Sohn wollen in den nächsten Jahren gemeinsam den Kurs der Apotheke festlegen. Clemens Szczepanski ist sehr zuversichtlich, er weiß aber, dass keine einfache Aufgabe auf ihn wartet.