Zimmer Gästehaus Zum Oberjäger, Lackenbach
Ziemlich beste Zimmer
Im Fremdenverkehr wird der Puls an den Nächtigungszahlen gemessen. Und diese hängen direkt mit dem Angebot an attraktiven Gästezimmern zusammen. Sehen Sie drei aktuelle, positive Beispiele für Tourismusinvestitionen im Mittelburgenland – ein 4-Sterne-Hotel in Neutal, einen Winzer in Horitschon und das neue Esterhazy-Gästehaus in Lackenbach.
Die Urlauber werden immer anspruchsvoller. Sie schätzen Qualität. Und das haben die Investoren und Bauherren in Neutal berücksichtigt. Das jüngste Hotel des Mittelburgenlandes liegt auf einer Anhöhe und ist als Zubau zum bestehenden 3-Sterne-Hotel „Landerlebnis“ konzipiert, mit 4-Sterne-Standard. Alle zwölf Zimmer sind klimatisiert, und in einigen findet der Gast sogar eine Infrarotkabine vor. Der Vorstand der steirischen Hotelkette JUFA, Gerhard Wendl, zeigt sich bei der Eröffnungsfeier mit der Investition in Neutal sehr zufrieden. Die gemeinnützige Stiftung, der die JUFA gehört, sehe nämlich vor, dass nicht nur an Top-Tourismusstandorten investiert wird, sondern mit einer Hotelanlage auch die regionale Entwicklung unterstützt werden kann. Und dies sei hier gelungen.
Zimmer mit Infrarotkabine
Nicht weniger zufrieden ist der Neutaler Bürgermeister Erich Trummer: „Nach dem Raketenstart bei der Eröffnung 2014 wird Neutal durch den Zubau heuer auf 20.000 Nächtigungen kommen. Nach Lutzmannsburg ist das die höchste Zahl von allen Orten im Bezirk.“ Der Bürgermeister ist zuversichtlich, dass die Auslastung stimmen wird, ebenso wie der örtliche Unternehmer Jürgen Friedl. Der 42-Jährige, der mit einer Aufzugsfirma erfolgreich ist, hat einen Teil der mehr als zweieinhalb Millionen Euro Kosten übernommen. Und seine Zuversicht gründet sich auch auf das Konzept des Zubaus: „Es wird mehr Komfort geboten. Es gibt jetzt Räumlichkeiten für Seminare und einen beeindruckenden Eingangsbereich für Feiern, Hochzeiten und Events – mit Cocktailbar und Außenterrasse. Und es gibt einen privaten Bereich, in dem Weinkühlboxen angemietet werden können.“ Die Zuversicht aller hat auch mit der JUFA zu tun, mit deren Experten. Diese managen aktuell 58 Hotelkomplexe von Graz bis Hamburg mit Erfolg.
Wohnen im Schlosspark
Ganz anders wirken die neuen Zimmer im „Gästehaus Zum Oberjäger“ im Schlosspark in Lackenbach. Räume des Nebentraktes des Esterhazy-Schlosses wurden adaptiert und sechs Zimmer mit insgesamt 14 Betten geschaffen. Die historischen Möbel sind Unikate. Mit Ruhe und Erholung, mit Design und Stil wird geworben. Tina-Maria Morawitz, die als Gastgeberin auftritt, freut sich über das enorme Interesse beim Start und dass sogar schon für nächstes Jahr – vor allem für das Lisztfestival in Raiding – viele Wochenenden gebucht sind. Die Preise für Nächtigung mit Frühstück liegen pro Person an Wochenendtagen zwischen 50 Euro im Winter und 70 Euro von Juni bis September. Auch wenn WLAN und ein Fernsehapparat in diesen Zimmern bewusst nicht angeboten werden, das Konzept läuft offensichtlich gut an.
Gäste suchen Qualität
Im Mittelburgenland wurden heuer bis Anfang Oktober mehr als 240.000 (2017 insgesamt fast 310.000) Gästenächtigungen gezählt. Zwei Drittel davon in 4-Sterne-Hotels. Und genau dieser Bereich ist der einzige, der Zuwächse verzeichnet. Für Hans Peter Filz, den Geschäftsführer des Tourismusverbandes Lutzmannsburg-Mittelburgenland und Marketing-Manager der Sonnentherme Lutzmannsburg, ist das ein deutliches Zeichen, dass die Gäste Qualität suchen: „Wir müssen das passende Zimmer-Angebot schaffen, dann kommen die Gäste. Mit den passenden Zimmern geht’s bergauf.“ Natürlich könnte man – so Filz – auch mit einer besseren Auslastung bestehender Quartiere mehr Nächtigungen erzielen, doch auch dafür müsste die Qualität angehoben werden. Es nütze zum Beispiel nichts, die Marketingausgaben zu steigern, wenn nicht zugleich in bessere Qualität investiert wird.
Wo wären Chancen?
Was bräuchte die Region? Mehr Zimmer? Tourismus-Kenner Filz antwortet mit einem Seitenblick auf die Weinregionen der Steiermark: „Ich könnte mir vorstellen, dass neue Zimmer auf einem renommierten Weingut angenommen werden. Wenn alle größeren Winzer des Blaufränkischlandes jeweils in einige Zimmer investieren, würden mehr Gäste kommen und den Tourismus ankurbeln.“
Boxspringbett beim Winzer
„Wein-Träumerei“ nennen Melanie und Michael Lehrner in Horitschon ihr neues Angebot, auf ihrem Weingut zu nächtigen. Vier Zimmer haben sie umgebaut und hochwertig eingerichtet. Es wurde darauf geachtet, Holz aus der Umgebung zu verwenden und typisches Material aus dem Keller wieder zu verwerten. So wurden die Betthäupter mit Fassdauben aus dem eigenen Rotweinkeller gestaltet. Die wirkliche Träumerei wird von den im Trend liegenden, qualitätsvollen Boxspringbetten unterstützt. All das hat bewirkt, dass der Standard gleich vom Start weg mit der Höchstmarke „4 Blumen“ ausgezeichnet wurde. Und auch beim persönlichen Engagement schmeißen sich die jungen Eheleute ins Zeug. „Jeder Gast findet auf seinem Bett einen Gutschein vor, wenn er eine Kellerführung machen und mehr über den Wein erfahren möchte“, erzählt Michael Lehrner. „Und das wird praktisch immer angenommen. Nicht nur von Männerrunden.“ Die Mühen, die die Zimmervermietung mit sich bringt, haben die initiativen Jung-Winzer nicht abgeschreckt zu investieren. „Wir haben uns zum Beispiel für das Frühstück etwas Besonderes einfallen lassen. Ich stelle für die Gäste jedes Zimmers ein von ihnen persönlich ausgewähltes ‚Frühstückskisterl‘ zusammen, sodass jede und jeder frühstücken kann, wann sie möchten. Das Kisterl steht im hellen und freundlichen Frühstücksraum im Kühlschrank bereit. Und ich kann mich in der Früh meiner Hausarbeit und den Kindern widmen“, erklärt Melanie Lehrner das Service. Mit 55 Euro für Nächtigung mit Frühstück zählen sie nicht zu den billigsten. Die Gäste wissen aber zu schätzen, was sie dafür bekommen.
Das Mittelburgenland ist anders
Die meisten Gäste des Mittelburgenlandes kommen aus Niederösterreich, burgenlandweit sind die Wiener am stärksten vertreten. Bei den Gästen aus dem Ausland sind hier die Ungarn führend, burgenlandweit sind es die Deutschen. Insgesamt kommen im Mittelburgenland 91 Prozent der Gäste aus Österreich, burgenlandweit sind es mit 79 Prozent deutlich weniger. Tourismus-Hochburg ist die Thermengemeinde Lutzmannsburg. Die 248.000 Nächtigungen im Vorjahr haben 80 Prozent der Nächtigungen des Bezirkes ausgemacht. Mit großem Abstand folgen Neutal, Oberpullendorf und Lockenhaus. (Detailzahlen siehe Grafik)
Die Nächtigungszahlen alleine sind nicht alles. Aber im Mittelburgenland, wo im Tourismus noch Aufholbedarf besteht, sind sie ein starker Gradmesser für die Entwicklung. Sie zeigen, ob entsprechend in neue Zimmer und in die Qualitätsverbesserung der Zimmer investiert wird – und ob damit das Angebot an die Urlauber attraktiver wird. Nicht nur zum Vorteil der Investoren und Zimmervermieter, sondern der gesamten Region, die von mehr zufriedenen Gästen profitiert.