Fotos: Rozsenich (2)
Man sieht es ihr nicht an, der Piringsdorferin. Doch sie ist eine Frau wie keine andere. Sie hat vieles erlebt und noch vieles vor.
Sie ist Geschäftsführerin und hat einen Künstlernamen. Sie ist Yoga-Lehrerin und steht mit eigenen Kreationen am Slow-Food-Markt. Sie hat in Afrika gearbeitet und jobbt jetzt engagiert für das Mittelburgenland. Sie hat Flüchtlingen Quartier gegeben. Sie war Mitbegründerin der alternativen Schule „Storchennest“ in Kaisersdorf und ist heute Impulsgeberin für die Erwachsenenbildung. Sie hat die große Welt gesehen und lebt jetzt mit Leidenschaft im kleinen Piringsdorf.
Pseudonym gesucht
Ihr Steckbrief: Heidi Drucker, 57 Jahre alt, geboren in Wien, aufgewachsen und wohnhaft in Piringsdorf, wo ihre Verwandten mütterlicherseits herkommen. Ihr Pseudonym, Mizzi Schmied, hat sie bewusst gewählt. Ihr Urgroßvater war der Schmied im Dorf, den Hausnamen „Schmied“ hat sie zu ihrem gemacht. Und aus ihrem Vornamen Heidemarie ist die „Mizzi“ geworden. Ihr Pseudonym gefällt ihr. Auch deshalb, weil sie sich als „Gedankenschmied“ sieht.
Die Geschäftsführerin
Heidi Drucker kommt bei einem Gespräch oft ins Schwärmen: „Vielfalt kann lustvoll sein!“ Als Geschäftsführerin des Vereins „mittelburgenland plus“ – eine von der EU geförderte Organisation „zur Dynamisierung der regionalen Entwicklung“ – freut es sie, seit 18 Jahren etwas bewirken zu können: „Wir wollen die Schätze unserer Region weiterentwickeln und die Lebensqualität heben. Mein Credo ist, die Stärken zu stärken!“ Ob für die Volksgruppen oder die Bildung, für die Liszt-Pflege oder den Blaufränkischen, für die Kästnklauber oder die Kesselmaurer. Heidi Drucker hilft beim Aufstellen und Abwickeln von EU-Förderungen. Und mit ihren Initiativen hilft sie oft ganz konkret den Menschen im Mittelburgenland. Zuletzt, als das Projekt „Nachbarschaftshilfe PLUS“ verwirklicht worden ist.
„Mizzis“ Schwarze Nüsse
Engagement und Leidenschaft spürt man auch, wenn Heidi Drucker – pardon, hier ist sie die „Mizzi Schmied“ – von ihrem häuslichen Nebenerwerb spricht. Typisch regionale Früchte und Gemüsesorten macht sie als Hobbyköchin zu Spezialitäten: „Es tut mir im Herzen weh, wenn ich sehen muss, wie etwas Kostbares verschwendet wird.“ Die Nüsse, Zwetschgen und anderes bekommt sie von Freunden und Bekannten. Das meiste aus Lutzmannsburg, einiges aus Dörfl und Kroatisch Geresdorf – alles bodenständig biologisch. Was sie schon lange daheim in ihrer Küche für sich gemacht hat, perfektioniert sie jetzt und verkauft die Spezialitäten auch auf dem Slow-Food-Markt in Lutzmannsburg. Aktuell im Angebot hat sie Schwarze Nüsse, Balsamico-Rotweinzwetschgen, Rote-Rüben-Chutney, grüne Tomatenkonfitüre, grünes Tomaten-Chutney, Zwetschken-Chutney und Holunderblütengelee.
„Ich arbeite ständig an neuen Kreationen. Im Sommer möchte ich zwei neue Nussprodukte ausprobieren. Ich mag Kombinationen von Geschmäckern und Gewürzen, die ich im Laufe meines Lebens kennengelernt habe“, erzählt Mizzi Schmied selbstbewusst. „Schwarze Nüsse sind nach einem uralten Rezept in mühevoller und liebevoller Arbeit hergestellt. Grün geerntet, jede einzelne angestochen, von den Bitterstoffen befreit, jeden Tag erneut in frisches Wasser eingelegt und zuletzt mit Gewürzen weiterverarbeitet. Ich weiß, viele machen das, aber meine sind die besten!“ Ihr Anspruch ist nicht nur zu verkosten. Er ist auch zu sehen. Das edle Design der Etiketten und der Verpackung von Mizzi Schmieds Raritäten stammt von Andreas Mersich, ihrem 26-jährigen Sohn.
Quartier für Flüchtlinge
2015 hat Heidi Drucker ihre soziale Ader gezeigt. „Als ich gesehen habe, dass Menschen auf der Straße schlafen müssen, war mir schnell klar, dass ich Flüchtlingen ein Quartier biete“, erinnert sie sich. Von Oktober 2015 bis Juni 2018 hat sie bis zu 13 Flüchtlinge aus Afghanistan, Syrien und Somalia in ihrem Haus in Piringsdorf beherbergt, zumindest sechs seien es immer gewesen. Hauptsächlich junge Leute, aber auch zwei Familien mit Kindern. „Es war bereichernd, berührend und anstrengend!“, so ihre Bilanz. Und die Beweggründe? „Ich bin dankbar, dass ich hier geboren bin und hier leben kann. Und so habe ich einige Zimmer, die durch Krankheiten in der Familie und das Studium der beiden Kinder leer gestanden sind, zur Verfügung gestellt.“
Lebensfreude aus Kenia
Woher nimmt die Frau diese Energie und ihre Inspirationen? Heidi Drucker, alias „Mizzi Schmied“, nennt ihr Sternzeichen und bezeichnet sich als typischen Wassermann. Einen großen Einfluss auf ihre Persönlichkeit hätten die Aufenthalte in vielen fremden Ländern wie Indonesien oder Australien – vor allem aber Afrika – gehabt: „Ich habe lange in Afrika gelebt, habe drei Jahre als Reiseleiterin in Kenia gearbeitet. Von dort habe ich die bunte Lebensfreude mitgenommen, die Unmittelbarkeit, die Leidenschaft, die Hitze und das Erdige.“
Lebensqualität in Piringsdorf
Derzeit denkt Heidi Drucker nicht an weite Reisen und fremde Länder. Sie konzentriert sich auf den Umbau ihres Hauses in Piringsdorf – mit einer großen Küche als Zentrum: „Das Kochen macht mir Spaß. In der Küche geht mir das Herz auf, wenn ich die Gewürze rieche.“ Doch bald soll auch eine vernachlässigte Liebe stärker in den Lebensmittelpunkt rücken. Sie will einen Platz für ihre Yoga-Übungen schaffen und in ihrer Pension auch als Yoga-Trainerin unterrichten.
Doch Heidi Drucker wäre nicht Mizzi Schmied, würde sie sich mit ihren vielen Aktivitäten und Erfolgen zufriedengeben. Es würde die Piringsdorferin schon sehr stolz machen, wenn ihre Schwarzen Nüsse einmal im Nobel-Geschäft Meinl am Graben zu kaufen wären.