Der Müllverbands-Vorstand bei einer Pressekonferenz mit Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf. Obmann Michael Lampel (links) und Obmann-Stellvertreter Josef Korpitsch (rechts). Foto: BMV
Der Müllverband lässt sich von der Corona-Krise nicht aufhalten. Er arbeitet konsequent an einer genaueren Trennung des Abfalls.
Schulen, Restaurants und Unternehmen sind geschlossen, die Wirtschaft läuft auf Sparflamme, doch die Müllwagen fahren nach Plan. Ob Restmüll, Bio-Tonne, Altpapier oder Gelbe Säcke, sie werden vom Haus abgeholt. Nur der Parteienverkehr in Oberpullendorf ist vorübergehend eingestellt und die Gemeindesammelstellen, die der Müllverband betreut, sind bis auf Weiteres geschlossen.
Kampf gegen Müllberge
Die Herausforderungen sind vielfältig. So sieht sich Obmann Michael Lampel in seiner Funktion als Vorkämpfer gegen den steigenden Verpackungsmüll. Sein Rezept: Mehrwegsysteme schaffen und ein Pfand für Einweggetränke einheben. Lampel, der Bürgermeister von Neufeld an der Leitha ist, hat dafür auch ein plakatives Beispiel parat: „Für 1.000 Liter abgefülltes Bier in vermeintlich leichten Aluminium-Dosen braucht man 46 kg Aluminium. Wenn man das Bier in Glas-Mehrwegflaschen abfüllt, benötigt man nur 26 kg Rohstoffe – also gut die Hälfte. Mehrweg vermeidet Abfälle, schont Ressourcen und belastet die Umwelt in geringerem Ausmaß.“ Ebenso überzeugend unterstütze der Müllverband aber auch die Bestrebungen der EU-Kommission, das Einweg-Plastik-Verbot umzusetzen.
Müll genauer trennen
In der täglichen Praxis arbeitet der burgenländische Müllverband – mit Zentrale in Oberpullendorf – an mehreren Aufgaben. Als dringlich erachtet er, die Qualität der Mülltrennung zu steigern. Derzeit sind Trennergebnisse in den Abfallsammelstellen in den Gemeinden höchst unterschiedlich – aufgrund der baulichen Ausstattung ebenso wie aufgrund des Ausbildungsstandes und des Verantwortungsbewusstseins der dort aktiv Tätigen. Eine Lösung sieht der Verband in der Errichtung von regionalen Abfallsammelstellen. Obmann-Stellvertreter Josef Korpitsch, Bürgermeister von Mogersdorf, erwartet sich von den Millionen-Investitionen eine Verbesserung der Trennqualität: „Unser Konzept sieht vor, landesweit im Endausbau 30 professionell geführte, regionale Abfallsammelstellen zu errichten – zusätzlich zu den bestehenden gemeindeeigenen Sammelstellen. Die Abfälle werden dann genauer und besser sortiert, sodass die Verwertung einfacher und effizienter wird.“
In Heiligenkreutz entsteht eine ganz moderne Musteranlage. „Diese regionalen Sammelstellen werden aber auch Servicestellen sein. Viele Dienstleistungen wie konsumentenfreundliche Öffnungszeiten, ein Mietwagenangebot, eine kompetente Beratung und eine großteils unentgeltliche Abgabe von sperrigen Abfällen und Altstoffen sollen angeboten werden“, beschreibt Korpitsch die Pläne. Mit der neuen Struktur könnten die gesammelten Abfälle in ihrer Qualität gesteigert werden, ganz im Sinne der Ressourcenschonung, der Nachhaltigkeit und der Kreislaufwirtschaft.
Burgenland war Vorreiter
Schon 40 Jahre ist es her, dass im Burgenland mit den wilden Müllablagerungen Schluss gemacht wurde. 1980 haben sich alle 171 Gemeinden zu einem landesweiten Abfallverband zusammen geschlossen. Stolz verweist der jetzige Obmann des Müllverbandes Michael Lampel auf die damalige Pionierleistung: „Bis heute ist das Burgenland neben der Millionenstadt Wien das einzige Bundesland in Österreich mit einer landesweit einheitlich flächendeckenden Abfallbewirtschaftung.“ Ziel war und ist es, das Sammel- und Verwertungssystem leistungsfähig, kostengünstig und bürgernah zu halten und es laufend weiterzuentwickeln: „Die Struktur eines landesweiten Verbandes hat sich bis heute bestens bewährt und ist beispielgebend in Österreich, was auch vom Rechnungshof bestätigt wurde.“ Übrigens: Der Müllverband sorgt nicht direkt für die Entsorgung. Er hat vor gut 20 Jahren eine Tochtergesellschaft, den Umweltdienst Burgenland – kurz UDB – gegründet, der mit seinen mehr als 200 Mitarbeitern dafür verantwortlich ist.
Leistungsfähig, kostengünstig, bürgernah
Flächendeckend wurde auch ein Informations- und Kommunikationsnetzwerk aufgebaut, um sicherzustellen, dass die notwendigen Maßnahmen verstanden und angenommen werden, erklärt Geschäftsführer Johann Janisch: „Dabei wurde versucht, alle Betroffenen, angefangen von den Kleinsten in den Kindergärten und in den Schulen, die Jugend, die Privathaushalte, die Gemeinden bis hin zu den Entscheidungsträgern in den verschiedenen Organisationen, in diesen Kommunikationsprozess einzubinden.“ An dieser Kommunikations-Strategie wolle man festhalten. Denn es gelte für den Verband, auch in den nächsten Jahren ständig neue Aufgaben lösen zu müssen: „Aktuell sind wir zum Beispiel gefordert, für Lithium-Batterien eine eigene Entsorgungsschiene aufzubauen. Und für die stark steigenden Recycling-Ziele der EU müssen wir die Qualität der Mülltrennung forcieren, auch durch die regionalen Zentren.“
Apropos Krise: Eine Auswirkung auf den Burgenländischen Müllverband hat die Corona-Auswirkungen doch. Die Feier zum 40-Jahr-Jubiläum ist verschoben worden.