Die Pilgergruppe am Jordan, wo Jesus von Johannes getauft wurde. Foto: Tesch
Die Erwartungen der 31 Pilger sind groß. Für viele soll es die schönste Wallfahrt ihres Lebens werden. Fast alle bereisen zum ersten Mal in ihrem Leben das Heilige Land, für eine Teilnehmerin ist es sogar der erste Flug. Die Verschiebung des Hinfluges in die Nachtstunden und die Ankunft in Bethlehem in aller Herrgottsfrüh kann die Stimmung nicht trüben.
Gleich am ersten Tag ein Highlight: die Geburtsstätte Jesu in Bethlehem – kein „Stall“, sondern eine kleine Felsenhöhle, die man im Inneren einer darüber erbauten Basilika besuchen kann. Wir müssen uns anstellen. Jährlich besuchen zweieinhalb Millionen Menschen diesen „Platz der Menschwerdung Gottes“, wie ihn unser Reiseleiter Kreisdechant Franz Brei vom Pfarrverband Deutschkreutz-Neckenmarkt bezeichnet. Bethlehem zählt zu den meistbesuchten christlichen Pilgerorten. Deutlich ruhiger ist es danach auf den Hirtenfeldern, ein Areal, auf dem Engel den anwesenden Hirten die Geburt Jesu verkündet haben – so die Überlieferung. Tauferneuerung am Jordan „Die Bibel wird lebendig“ – so nennt Brei den Sinn und das Ziel unserer Reise. Und diese führt uns am zweiten Tag zum Fluss Jordan – vorbei am Toten Meer, der mit rund 400 Metern unter dem Meeresspiegel tiefstgelegenen Stelle der Welt. Konkret suchen wir den Platz am Jordan, an dem Jesus von Johannes getauft wurde. Unmittelbar am Ufer sprechen wir mit Kreisdechant Brei die Tauferneuerung. Ein würdiges Erlebnis. Übrigens: wir Burgenländer sind auf unserer Israel-Tour immer wieder Mittelpunkt des Geschehens. So auch am Jordan. Der Pfarrer liest feierlich in aller Öffentlichkeit die Heilige Messe, wir beten und singen – umrundet von Pilgern aus der ganzen Welt.
Wo aus Wasser Wein wurde
Die Stimmung unter uns Pilgern – die meisten aus Neckenmarkt und Horitschon, einige aus Deutschkreutz, Raiding, Oberpullendorf und der Steiermark – ist gut. Es wird viel geboten auf der Reise, vieles in Erinnerung gerufen. Wie das Gleichnis vom „Barmherzigen Samariter“, dem ein kleines Museum gewidmet ist, das wir besuchen. Auch unser nächster Halt ist aus der Bibel bekannt und wir erreichen ihn nach einer Fahrt durch die Wüste. In Kana, am Gedächtnisort des Hochzeitswunders, bei dem Jesus Wasser in Wein verwandelt haben soll, liest Pfarrer Brei vor einem großen, steinernen Wasserkrug diese Stelle aus der Heiligen Schrift. Und auch in Jericho erfahren wir – durch die Lesung vor imposanter Felsenkulisse – von den Versuchungen Jesu durch den Teufel.
Wie eine Hiobsbotschaft
Dritter Tag: Wir wohnen im Hotel in Nazareth. In der Gegend bis hin zum See Genezareth finden sich viele bekannte biblische Orte. Der Tag fängt gut an auf dem Berg der Seligpreisungen, dem Gedächtnisort der Bergpredigt: Gottesdienst bei frühsommerlichem Wetter mit Blick auf den ruhigen See Genezareth. Und danach wie ein Schock die ernüchternde Mitteilung von Pfarrer Brei: “Ich habe gerade von der verantwortlichen Stelle erfahren, dass wir morgen Früh Israel verlassen müssen. Um ein Uhr fahren wir mit dem Bus zum Flughafen.” Bestürzung und Betroffenheit bei allen Pilgern. Und große Enttäuschung. Auch Tränen fließen.
Wir machen das Beste aus unserem letzten Tag in Israel. Wir besichtigen die Brotvermehrungskirche und danach die historischen Stätten von Kafarnaum, der Stadt, in der sich Jesus am liebsten aufgehalten haben soll. Wir machen eine Bootsfahrt über den See und besuchen danach die Heimatstadt von Maria Magdalena, Magdala.
ORF und Zeitungen berichten über den Abbruch
Durch unsere Veröffentlichungen auf Facebook sind die Medien in Österreich auf unsere erzwungene Heimreise aufmerksam geworden. Zeitungen rufen an und ersuchen um Fotos und das ORF-Fernsehen plant Reportagen für die österreichweite „Zeit im Bild“ und für „Burgenland Heute“. In Magdala stößt ORF-Reporter Tim Cupal mit Kameramann zu uns.
Auszug aus Nazareth
Die Pilgerreise ist von “Biblische Reisen” gut organisiert. Die örtlichen Reiseführer sind kompetent. Auf unserer Fahrt durch Israel bemerken wir vom Corona-Chaos nichts, doch die weltweiten Einschränkungen durch das sich rasch verbreitende Virus erfassen auch unsere Pilgergruppe. Der Reiseveranstalter holt uns von einem Tag auf den anderen nach Österreich zurück. Am Dienstag erst in Israel eingetroffen, kommt es Freitag Früh zum Abbruch der Reise, zu unserem Auszug aus Nazareth.
Drei außergewöhnliche Tage haben wir erlebt, fünf weitere sind uns versagt geblieben. Darunter der Aufenthalt in Jerusalem, wo Jesus seinen Tod fand. Laut Programm versäumen wir viel: unter anderem die Fahrt auf den Ölberg, den Besuch des Abendmahlsaals, den Gang zum Garten Getsemani und die Grabeskirche. Kein Wunder, wenn der Tenor einhellig ist: „Wir wären so gern“ noch geblieben.”