Andreas Geldner mit seinem Sohn Maximilian als Co-Pilot / Fotos (3): Geldner
Laudas Chefpilot
Das Fliegen ist seine Leidenschaft. Seine Lieblingsstrecke ist die zu den griechischen Inseln. Der Oberpullendorfer Andreas Geldner hat um seinen Traumjob Pilot hart kämpfen müssen. Jetzt steht er als zweiter Mann an der Spitze von Laudamotion, der von seinem Vorbild Niki Lauda gegründeten Fluglinie mit 600 Mitarbeitern.
„Als 18-Jährigen haben sie mich bei der AUA nicht genommen, jetzt bilde ich deren Piloten aus!“ Mit Genugtuung spricht der heute 57-jährige Oberpullendorfer über seinen harten Start im Traumjob und seine heutige Ausbildner- und Führungsposition.
Andreas Geldner war und ist ehrgeizig. Er hat sich den Berufspilotenschein selbst finanziert. Per Handschlag ist er dann vom Chef der Rheintalflug eingestellt worden. Nach einer Unterbrechung für eine Firmenübernahme hat er den Wiedereinstieg auf riskante Weise geschafft. Gemeinsam mit zwei Burgenländern hat Geldner ein Flugzeug gekauft und ein Taxiflugunternehmen gegründet, bald darauf das Flugzeug verkauft, ist bei der Fluglinie Intersky eingestiegen und bis in die Geschäftsführung aufgestiegen.
Vor sieben Jahren wechselte der erfahrene Pilot zu Niki Lauda, wo er – nach Fly Niki und Air Berlin jetzt Laudamotion – bis heute arbeitet. Konkret ist Andreas Geldner seit Anfang Oktober offiziell „Chefpilot“, also der nach dem Flugbetriebsleiter führende Mitarbeiter von Laudamotion. Eine verantwortungsvolle Funktion. Durch die Übernahme von Anteilen Niki Laudas gehört Laudamotion heute zu 75 Prozent Ryanair, Europas größter Fluglinie. Laudamotion wird heuer mit 19 Flugzeugen fast drei Millionen Gäste befördern.
Der Traum vom Fliegen
Zum Fliegen kommt Andreas Geldner nun nicht mehr so oft. Zuletzt ist er mit seinem Airbus A-320 oder A-321 London, Dublin und Kopenhagen angeflogen. Er fliegt gerne überall hin. Aber wenn er von den griechischen Inseln spricht, dann kommt er ins Schwärmen: „Santorin, Mykonos oder Korfu. Das sind meine Lieblingsdestinationen. Der Ausblick aus dem Cockpit, der Anblick ist einmalig. Und die kleinen Flugplätze werden noch manuell angesteuert, nach Sicht angeflogen und nicht nur mit Technik.“
Das fliegerische Highlight ist aber etwas anderes, Persönliches: „Es gibt nichts Schöneres als das Fliegen gemeinsam mit meinem Sohn Maximilian als Co-Pilot.“ (siehe Foto) Der 29-Jährige wurde offensichtlich vom Flug-„Virus“ seines Vaters erfasst. Leidenschaft ist ansteckend.
Fragen an den Piloten
Traumberuf Pilot?
Ja. Für mich gibt es keine schönere Tätigkeit. 35 Jahre habe ich es gemacht und möchte nichts anderes machen. Das ist meine kleine Welt. Da kenn’ ich mich aus. Da bin ich Chef. Konzentriert und nicht gestört von Handys oder E-Mails. Und für junge Leute lockt auch der Verdienst. Ungefähr 5.000 Euro netto bekommt ein junger Kapitän, 3.000 Euro ein Co-Pilot und 2.000 netto eine Flugbegleiterin in guten Monaten.
Die Schattenseiten?
Die Arbeit verlangt höchste Flexibilität. Die Dienste sind extrem unregelmäßig. An manchen Tagen stehe ich um zwei Uhr in der Früh auf, an manchen komme ich weit nach Mitternacht nach Hause. Im Sommer sind wir drei von vier Wochenenden im Dienst. Das bedeutet große Einschränkungen im Privatleben; ich habe eine Frau sowie Sohn und Tochter. Und die Freunde laden mich schon gar nicht mehr ein, weil ich ohnehin nie Zeit habe.
Flugangst?
Als Pilot versuche ich, den Passagieren die Flugangst durch Informationen zu nehmen. Ich kündige rechtzeitig an, dass wir eine gewittrige Zone durchfliegen werden, ich weise auf mögliche Turbulenzen hin. Und wenn wir gelandet sind, merke ich dann oft am kräftigen Applaus die Erleichterung. Ich selbst habe ein mulmiges Gefühl nur als Passagier, wenn ich aufgrund von Geräuschen oder Bewegungen merke, dass irgendetwas nicht ganz perfekt ist.
Die Herausforderung?
Ich möchte immer einen problemlosen Start hinlegen und eine schöne, weiche Landung. Das ist auch für einen Routinier anstrengend, zum Beispiel bei den zuletzt starken Seitenwinden. Gefordert wird man auch zum Beispiel in Innsbruck, wenn es gilt, bei starkem Föhn zu landen – und eventuell wieder durchzustarten und mitten in den Bergen aufzusteigen.
Die schwierigsten Situationen?
Zum Glück habe ich noch nie eine Notlandung machen müssen. Aber sehr wohl eine Sofortlandung, weil ein Passagier einen Herzinfarkt erlitten hat. Innerhalb von zehn Minuten habe ich den Herrn auf der Rollbahn der Rettung übergeben. Ein Schock war auch ein Triebwerksausfall nach einem Blitzschlag. Da haben wir eine technische Zwischenlandung einschieben müssen. Und ein weiterer Schock ist mir auch noch in Erinnerung, als die Scheibe im Cockpit geplatzt ist – zum Glück nur die äußerste Schicht.
Freizeit und Hobbys?
Ich genieße es, meine vier Oldtimer zu reparieren und in Schuss zu halten – und mit diesen 40 bis 50 Jahre alten Autos Oldtimer-Rallyes zu fahren. Und in der warmen Jahreszeit ziehe ich mich gerne auf mein kleines Segelboot in Rust zurück.
Vorbild Niki Lauda
Das große Vorbild von Andreas Geldner ist sein Chef Niki Lauda: „Er ist ein absoluter Kämpfer. Das Wort ‚verlieren‘ gibt es für ihn nicht! Er muss gewinnen. Er ist ein harter Arbeiter, von Früh bis in die Nacht hinein.“ Lauda, der derzeit nach einer Lungentransplantation auf Rehabilitation ist, fehle im Unternehmen als Motivator: „Ich wünsche mir nichts so sehr, wie dass er fit zurück in die Firma kommt und seinen Spirit verteilt – mit seinem ‚des moch ma‘ oder ‚des schoff ma‘!“