Das Führungsteam: Winzer Walter Kirnbauer, Tochter Alexandra Baumgartner-Kirnbauer, Geschäftsführer Thomas Artner und Spitzenkoch Andreas Fuchs. Foto: Kirnbauer
Der Deutschkreutzer Top-Winzer Walter Kirnbauer schafft einen Gourmet-Treff für die Region. Im Weinhotel und Restaurant „Das Blaufränkisch“ in Deutschkreutz-Girm beschäftigt er 23 Mitarbeiter.
Die Branche ist besonders von der Corona-Krise betroffen. Hotels dürfen nicht beherbergen, Wirtshäuser nicht bewirten. Und gerade jetzt kauft Walter Kirnbauer aus Deutschkreutz-Girm ein Hotel mit Restaurant. Hans Tesch hat den bekannten und erfolgreichen Winzer und Präsidenten des Verbandes Blaufränkischland gefragt, was sich jetzt viele fragen.
Herr Kirnbauer, warum investieren Sie in einer Zeit und in einer Branche, wenn viele andere resignieren?
Ich wollte schon länger im Mittelburgenland ein Top-Restaurant und ein Top-Hotel schaffen und betreiben – passend zur Qualität der Spitzenweine des Blaufränkischlandes. Nun habe ich mit meiner Tochter Alexandra zugeschlagen und das zum Verkauf gestandene Drei-Sterne-Superior-Hotel Schreiner mit 35 Zimmern in Girm gekauft. Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass ich gegen den Strom schwimme und in einem schwierigen Umfeld investiere. Es war bei mir beim Weinbau nicht anders. Damals, vor mehr als 40 Jahren, als viele Winzer in Deutschkreutz aufgehört haben, habe ich angefangen.
Hat die Corona-Krise den Kaufpreis gedrückt?
Leider nein, der Preis war schon vor Corona ausverhandelt und ich stehe zu meinem Wort. Corona hat aber den Zeitpunkt beeinflusst. Ich bin früher gestartet als geplant. Auch, weil aufgrund der Krise so viel gutes Personal auf dem Markt war, in Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit, und wir haben uns die Besten ausgesucht.
Welchen Betrag haben Sie dem Eigentümer auf den Tisch legen müssen?
Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Zusätzlich haben wir noch einen Partner aus Wien.
Sie haben sicherlich die Investition mehrmals durchgerechnet. Kann die Rechnung aufgehen?
Rechnen muss es sich! Natürlich wird in der ersten Zeit auch noch viel investiert werden müssen, in die Sanierung, Modernisierung und eine attraktive Terrasse. Ich rechne aber in einigen Jahren mit einem ersten Gewinn.
Was ist geplant mit dem Weinhotel und Restaurant „Das Blaufränkisch“?
Das Restaurant muss in unserer Region ein Highlight sein. Die Winzer und die Mittelburgenländer sollen darauf stolz sein können. Jeder Gast, der in unsere Region kommt, muss mindestens einmal hier essen gewesen sein. Und optimal wäre es, wenn er bei uns auch übernachten würde. Wir wünschen uns, dass die Gäste sagen: Ich verlängere! Oder: Ich muss da wieder hin. Das war sensationell. Für das Lokal ist eine Haube das Ziel, sodass wir in den Gastro-Führern präsent sind. Eine Haube, mehr auf keinen Fall, da dann der Gast glaubt, dass es teuer ist. Das Einzugsgebiet ist groß, es umfasst natürlich die Region und erstreckt sich bis Wiener Neustadt, Wien und Bratislava. Um die Kunden für Hotel und Restaurant werden wir intensiv werben. Die Weinkunden sind schon da.
Wie waren die ersten Wochen in der neuen Branche?
Es war ein toller Beginn, den ich nicht erwartet habe. Wir haben gepunktet mit Regionalität und modernen Speisen, die Jung und Alt ansprechen und für die unser Spitzen-Koch Andreas Fuchs bekannt ist, der in einem der bekanntesten asiatischen Lokale Österreichs gekocht hat. An Sonntagen waren wir oft voll besetzt, an den Montagen war am Abend extrem viel los. Und die Reaktionen der Gäste waren sensationell. Ausdrücklich gelobt haben sie die Preisgestaltung bei den Weinen. Wir, als Weinhotel und Restaurant, schlagen pro Bouteille zu den Ab-Hof-Preisen nur 10 Euro auf.
Kurz nach dem Start wird schon eine Zwangspause verordnet. Wie verkraften Sie das?
Das ist eine Katastrophe. Alle 23 Beschäftigten sind in Kurzarbeit. Ich hoffe, dass wir Lohnkosten oder Lohnnebenkosten ersetzt bekommen. Es gibt keine Umsätze, außer dass frisch gekochte Spezialitäten abgeholt werden können. Da ist nichts zu verdienen, das ist ein Service für unsere Kunden. Und so eine Situation ist für einen Starter doppelt schwer. Aber wir sind optimistisch, wenn wir wieder aufsperren dürfen.
Gibt Ihnen das einen Dämpfer in der Euphorie des Anfangens?
Mein Optimismus ist nicht verloren gegangen. Ich will meine Ideen verwirklichen und umsetzen. Will anders sein als die anderen. Viel besser sein als andere. Das ist schwierig, weil der Gast das erst ab 40 Prozent Unterschied merkt. Ich bin mir aber sicher: Die Chance für die Gastronomie ist da und es gibt in der Region wenig Konkurrenz. Wenn die Corona-Einschränkungen vorbei sind, wollen die Österreicher gut essen und trinken, so wie die Italiener: die Fassade vom Haus ist heruntergefallen, der Fiat ist verrostet, aber seinem Körper gibt er nur die besten Speisen.
Kann man mit dem edlen Ziel, etwas für Winzer und Weine zu tun, ein solches Investment rechtfertigen? Waren Sie da nicht zu mutig?
Mutig ja, aber nicht übermütig! Das finanzielle Risiko ist abgegrenzt. Ich glaube, mit der Investition einen Beitrag zu leisten für die Winzer unserer Region, dass sie ihre Weine besser verkaufen können. Ich erinnere daran, dass diese Aktivität nicht meine erste ist, mit der ich für die Region etwas bewirke. Als Weinbauvereinsobmann habe ich gemeinsam mit meinen Winzerkollegen das Rotweinfestival Deutschkreutz mit bis zu 15.000 Besuchern organisiert. Und ich habe die Gebietsvinothek Deutschkreutz gemeinsam mit der Gemeinde geschaffen, in der 50 Winzer mehr als 200 verschiedene Weine zu Ab-Hof-Preisen anbieten. Als Winzer habe ich mit unserem Chateau vor knapp 20 Jahren ein repräsentatives Weingut mitten in den Weingärten errichtet und jetzt mit 66, als Unternehmer, betreibe ich gemeinsam mit meiner Tochter ein Weinhotel und Restaurant.